PVC – ja oder nein?

Ein Interview mit Elizabeth Park, Director of Innovation & Marketing Excellence für Graphics Solutions EMENA.

In Fortsetzung des Interviews über die  Vision von Avery Dennison, eine nachhaltige Grafikbranche zu ermöglichen, spricht Elizabeth Park über eins der wichtigsten Themen: die Verwendung von PVC.

Wie wird sich die Debatte über die Verwendung von PVC in grafischen Produkten Ihrer Einschätzung nach entwickeln? 

Immer mehr unserer Endkunden entwickeln Nachhaltigkeitsstrategien, insbesondere größere globale Markeninhaber. Hier sehen wir oft das Ziel, die Verwendung von PVC aus ihren Strategien zu entfernen, auch beeinflusst durch einige historische Trends PVC-Verpackungen zu beseitigen. 

Ich glaube, ihre Bedenken hängen vor allem mit der Tatsache zusammen, dass PVC sich nicht leicht recyceln lässt und Dioxine freisetzt, wenn es am Ende der Lebensdauer verbrannt wird.

Warum wird PVC immer noch in grafischen Produkten verwendet?

Wir wissen, dass PVC ein sehr effektives Material für grafische Anwendungen ist. Viele Unternehmen schätzen PVC nach wie vor, besonders wegen seiner Verformbarkeit und Haltbarkeit – speziell bei Anwendungen im Außenbereich, wo eine längere Lebensdauer erforderlich ist. Mit Blick auf Nachhaltigkeit, muss PVC aufgrund seiner Langlebigkeit seltener ausgetauscht werden als beispielsweise ein Polyolefinmaterial. 

Ich glaube, für unsere Branche ist es generell an der Zeit, die von uns verwendeten Materialien zu hinterfragen und, soweit sinnvoll, alternative Materialien zu finden. Möglicherweise müssten wir dafür bei manchen Erwartungen an Alternativprodukte Kompromisse eingehen. Für manche Anwendungen sollten wir einen anderen Ansatz erwägen und bereit sein, etwas mehr zu bezahlen. Besonders wichtig ist zudem Transparenz beim ökologischen Fußabdruck der verschiedenen Materialien. Nur so können unsere Kunden fundierte Entscheidungen treffen und „Greenwashing“ vermeiden. 

Welchen weiteren großen Herausforderungen im Bereich der Nachhaltigkeit muss sich unsere Branche stellen?

Eine der Sorgen, die unsere Branche immer noch umtreibt, ist der Verbleib der Produkte am Ende ihrer Lebensdauer. Unsere Konstruktionen können Druckfarben, Farbpigmente und natürlich Klebstoffe enthalten. Dadurch lassen sich solche Verbundwerkstoffe schwer verwerten, unabhängig davon, ob sie mit oder ohne PVC hergestellt wurden. Als Branche müssen wir überlegen, wie wir Materialien entwickeln können, die am Ende ihrer Nutzung eine nachhaltige Lösung bieten. 

Die Debatte geht weiter, aber unsere Position innerhalb von Avery Dennison konzentriert sich darauf, unseren Kunden zuzuhören, ihre Anliegen zu verstehen und ihnen die Daten zur Verfügung zu stellen, auf deren Grundlage sie eine fundierte Entscheidung über PVC-haltige oder PVC-freie Produkte treffen können. Wir sehen uns in der Verantwortung, den Kunden ein Portfolio zur Verfügung zu stellen, das ihnen diese fundierte Wahl ermöglicht.

Unter Berücksichtigung  aller Kriterien wie Verbrauch fossiler Brennstoffe, Energie, Wasser, Treibhausgasemissionen (THG) und Abfall: Was ist die nachhaltigste Produktwahl für einen Grafikverarbeiter?

Am besten wäre es natürlich, möglichst wenig Materialien auf den Markt zu bringen und keinen Abfall zu erzeugen, aber wir wissen, dass das nicht immer geht. Das nächstbeste Szenario in Hinblick auf Nachhaltigkeit ist die Verwendung erneuerbarer Rohstoffe. In unserer Branche verwenden wir Folien aus Polymeren – das gilt auch für PVC-freie Folien und lösungsmittelbasierte Klebstoffe. Diese Polymere sind erdölbasiert, und Erdöl ist natürlich keine erneuerbare Ressource. Wenn wir also bei der Produktwahl den Lebenszyklus berücksichtigen wollen, müssen wir den übermäßigen Einsatz nicht erneuerbarer Ressourcen vermeiden und Alternativen finden. 

An dieser Stelle können wir eine wichtige Frage stellen: Ist PVC besser als ein Polyolefin oder eine Polyurethanfolie? Wenn man sich das Gewicht von PVC ansieht, sind mehr als : 50 Prozent davon aus Chlor (CI). Das heißt, wenn man eine bestimmte Menge PVC mit PO oder PU vergleicht, enthält das PVC weniger Erdöl. Bei diesem spezifischen Aspekt der Nachhaltigkeit schneidet PVC besser ab. Bei Überlegungen zu Nachhaltigkeitsmaßnahmen müssen alle Vor- und Nachteile der verschiedenen Materialien berücksichtigt werden – das gilt sowohl für PVC als auch für PVC-freie Materialien. Die beste Richtlinie ist meiner Meinung nach, Produkte anzustreben, die weniger nicht erneuerbare Komponenten benötigen. 

Bei der Frage, wie Produkte am Ende ihrer Nutzungsphase behandelt werden, spielen viele Faktoren eine Rolle. Beispielsweise, können sie wiederverwendet oder recycelt werden, oder können wir die Energie aus ihrer Verbrennung zurückgewinnen? PVC schneidet schlechter ab, wenn es im Abfall endet, denn es zerfällt nicht und bleibt daher für immer in unserem Boden. Andere Polymere bauen sich ab, obwohl das mehrere Jahre dauern kann, zum Beispiel 5 bis 10 Jahre bei (PET), 20 bis 30 Jahre bei (PP) oder bis zu 1000 Jahre bei LDPE. 

Wir müssen unsere Entscheidungen für jeden der verschiedenen Aspekte innerhalb der Ökobilanz und der Nachhaltigkeitshierarchie abwägen. Eine sinnvolle Betrachtung von Nachhaltigkeit berücksichtigt, wie ein Produkt hergestellt wird, welche Rohstoffe verwendet werden, wie es sich während der Nutzungsphase verhält und was am Ende seiner Lebensdauer damit geschieht. 

Wir befinden uns noch am Anfang unseres Weges zu Nachhaltigkeit, aber es ist wichtig, Erwartungen und Ziele zu definieren und selbst Verantwortung zu übernehmen, um Fortschritte aufzuzeigen.

Weitere Informationen über unser Engagement für mehr Nachhaltigkeit finden Sie auf unserer Website  und in unserer Nachhaltigkeitsbroschüre.